Allerdings bezeichnete ich mich im Alter von 22 Jahren als Atheisten, obwohl ich mich trotzdem nach wie vor als Jude sah und einfach als „jüdischen Atheisten“ definierte.
Ich hatte einen nihilistischen Standpunkt übernommen, der auf Folgendes hinauslief: „Unser Leben und Streben ist durch und durch sinnlos. Nichts von all unserem Wirken ist auf Dauer von Bestand. Wenn wir also uns selbst gegenüber ehrlich sind, müssen wir die völlige Sinnlosigkeit unserer Existenz akzeptieren, uns dennoch fürs Leben entscheiden und in unserer Arbeit die Befriedigung für unser Leben finden.“
Der Gedanke, dass mein Leben letztendlich überhaupt keine Bedeutung habe, füllte mich mit loderndem Zorn.
Die Arbeit meines Lebens war das professionelle Theater, und ich hatte eine gute Karriere. Aber ich war fuchsteufelswild: Der Gedanke, dass mein Leben letztendlich überhaupt keine Bedeutung habe, füllte mich mit loderndem Zorn. Tatsächlich schüttelte ich eines Tages im wahrsten Sinne des Wortes meine geballte Faust gegen die Zimmerdecke und schrie Gott an: „Wie kannst du es nur wagen, mir das anzutun!“
Da überkam mich die Absurdität meiner Wut. Wenn Gott gar nicht existierte, auf wen war ich dann so wütend? Mein eigener Zorn auf Gott verriet meinen versteckten Glauben an Gott. Wie sollte ich denn auf ein Wesen zornig sein, das gar nicht existierte? Mir kam der Gedanke: „Wenn du Gott schon die Verantwortung in die Schuhe schieben willst, solltest du vielleicht besser zugeben, dass er existiert.“
Mindestens zwei Verse der Heiligen Schrift fordern Menschen wie mich heraus, die zwar zornig Gottes Existenz ableugnen, ihn aber gleichzeitig für alles Böse in der Welt verantwortlich machen: „Wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen“ (Hebräer 11,6); und: „Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet; und ich werde mich von euch finden lassen“ (Jeremia 29,13-14). Gottes Wort fordert uns zu einem Wagnis heraus.
Gott fordert uns zur mutigen Entdeckung heraus, dass er existiert und dass er antwortet.
Also begann ich, mit einem offenen Herzen die Bibel zu lesen. Keineswegs zufällig reagierte Gott auf mein Verlangen nach Antworten, indem er mir zwei unterschiedliche Arten von Leuten über den Weg schickte: Juden für Jesus und eine Familie aufrichtiger Christen, denen ich so wichtig war, dass sie mir die Wahrheit sagten. Die Existenz dieser „Juden für Jesus“ ließ mich erkennen, dass ich die Ansprüche des Evangeliums nicht mehr einfach mit der Aussage abtun konnte: „Das gilt nicht für mich, weil ich doch Jude bin.“ Ich wusste, eines Tages müsste ich mich mit dem Evangelium befassen.
Das wollte ich aber nicht dadurch tun, dass ich mich mit diesen „abtrünnigen“ Juden für Jesus abgab! Allerdings war ich durchaus bereit zu Gesprächen mit dieser Familie nichtjüdischer Christen, denen ich begegnet war. So weit ich sehen konnte, stellten sie nämlich keine unmittelbare Bedrohung dar.
Beim Studium meiner eigenen jüdischen Bibel stieß ich auf die Prophetien über einen Messias, der als Bezahlung für meine Sünden sterben und von den Toten auferstehen sollte. Je mehr ich las, desto mehr erkannte ich, dass sich die Prophetien der hebräischen Bibel im Leben und Wirken Jesu erfüllt haben. Darum hat ja Jesus selbst gesagt: „Wenn ihr Mose glauben würdet, so würdet ihr auch mir glauben; denn von mir hat er geschrieben“ (Johannes 5,46).
Heute habe ich Antworten statt Ärger.
Am 14. März 1977 sagte ich Jesus, dass es mir leidtat. Ich bat ihn um Vergebung und versprach, ihm nachzufolgen. Als Antwort auf meine Buße hat Jesus mich aus der Wüste des Nihilismus herausgeholt. Er hat mich vor der Verurteilung gerettet, die ich verdient hatte, weil ich einerseits Gottes Existenz abgeleugnet und anderseits dennoch eine so große Feindschaft gegen ihn gehegt hatte. Heute habe ich Antworten statt Ärger.
Statt Zwecklosigkeit habe ich ein Ziel. Heute kann ich die Worte von König David nachsprechen: „Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des HERRN immerdar“ (Psalm 23,6).
Kurzbiografie:
Avi Snyder wuchs in einem jüdischen New Yorker Zuhause auf und kam 1977 durch ein Traktat von Juden für Jesus sowie durch das unverblümte Zeugnis christlicher Freunde zum rettenden Glauben an Jesus. Am Fuller Theological Seminary (Schule für Weltmission) erwarb er einen Master-Abschluss in Missiologie. Avi arbeitet seit 1978 bei Juden für Jesus und hat bereits die Zweigstellen in Los Angeles, New York und London geleitet.
Außerdem hat er die Arbeit in der ehemaligen UdSSR aufgebaut, wo er sieben Jahre lang lebte. Acht Jahre lang betreute er leitend den Aufbau der Arbeit in Deutschland. Heute lebt er mit seiner Frau Ruth in Budapest, wo er die Aufbauarbeit dieses neuesten Zweiges von Juden für Jesus leitend betreut. Er dient derzeit als Europäischer Direktor und betreut leitend die Arbeit in Europa und der ehemaligen UdSSR.