Fünf biblische Fakten über den Klimawandel

Der Klimawandel ist ein heiß umkämpftes Thema in unserer Gesellschaft.

Obwohl dieses brisante Thema polarisierend sein kann, ist die Umweltethik den politischen Richtlinien lange vorausgegangen. Manche mögen überrascht sein, dass die jüdischen Schriften und Traditionen tatsächlich einiges über unsere Verantwortung der Umwelt gegenüber zu sagen haben.

Manche mögen überrascht sein, dass die jüdischen Schriften und Traditionen tatsächlich einiges über unsere Verantwortung der Umwelt gegenüber zu sagen haben.

Der Talmud erzählt eine Legende über den Weisen Choni, der einmal einen Mann traf, der einen Johannisbrotbaum pflanzte. Choni fragte ihn, wie lange es dauern würde, bis der Baum Früchte trägt. Der Mann erklärte ihm, dass dies 70 Jahre dauern würde. Choni fragte den Mann, ob er erwarte, lange genug zu leben, um von dem Johannisbrotbaum zu essen. Der Mann antwortete, dass die Frucht, die er jetzt genießt, von seinen Vorfahren gepflanzt wurde. Deshalb hat er, auch wenn er selbst vielleicht nie von diesem speziellen Baum essen wird, die Pflicht, dafür zu sorgen, dass seine Nachkommen durch diesen Baum Nahrung bekommen können. 1

1. Die Umwelt ist unsere Verantwortung.

Die Sorge des Talmud um Nachhaltigkeit und Umwelt ist in den hebräischen Schriften tief verwurzelt. Eines der ersten Gebote Gottes an Adam und Eva war, sich um ihre Umwelt zu kümmern:

"Und Gott segnete sie. Und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich auf der Erde bewegt.“

Eines der ersten Gebote Gottes an Adam und Eva war, sich um ihre Umwelt zu kümmern

Einige Verse später (2,15) bestätigt Gott die Rolle, die der Mensch im Garten spielen soll. Sie sollen ihn bebauen und bewahren. Die hebräischen Worte, die hier verwendet werden, sind "awad (dienen) und schamar (bewachen) - dieselben Worte, die später verwendet werden, um die Priester bei der Ausübung ihrer Pflichten und der Arbeit in der Stiftshütte zu beschreiben. 2 Mit anderen Worten: Der Auftrag von Adam und Eva, für die Erde zu sorgen, ist heilig, so wie die Arbeit der Priester heilig ist.

Und dieser Auftrag ist immer noch heilig - Gottes Schöpfung zu dienen und sie vor Ausbeutung und Schändung zu schützen.

2. Gott erwartet von uns, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen.

Joseph interpretierte einen Traum, den Gott dem Pharao gab, der verheerende Veränderungen für Ägypten voraussagte. Er sah sieben Jahre des Überflusses voraus, denen sieben Jahren der Hungersnot folgten (1. Mose 41,25-33).

Joseph ignorierte die Zeichen dieser kommenden Katastrophe nicht, und der Pharao war weise genug, seine Warnung zu beherzigen. Er gab Joseph eine Führungsposition, die es ihm ermöglichte in dieser Situation zu handeln und dabei viele Leben zu retten.

Naturkatastrophen können jederzeit auftreten

Joseph gibt uns ein Beispiel dem wir nacheifern sollten. Naturkatastrophen können jederzeit auftreten, das wissen wir von den jüngsten Ereignissen wie den Buschfeuern in Australien oder den Erdbeben in Puerto Rico. Wir sollten zu jeder Zeit bereit sein, in jeder Hinsicht zu dienen, damit wir die Erde, die Gott uns gegeben hat und die Menschheit die er auf der Erde leben lässt, schützen können.

3. Gott gab Richtlinien zum Schutz der Erde

In 3.Mose 25,1-5 gibt Gott uns Anweisungen für die landwirtschaftlichen Praktiken Israels, um sicherzustellen, dass das Land niemals dauerhaft ruiniert werden würde. Sechs Jahre lang sollten wir unsere Felder besäen, aber jedes siebte Jahr sollte ein Sabbatjahr sein, in dem wir weder säen noch ernten sollten. Das Land musste ruhen, so wie Israel am Sabbat ruhte. Der Erde ein Sabbatjahr zu gewähren, zeigt Gottes Wunsch von Nachhaltigkeit in der Umwelt. 3

Der Erde ein Sabbatjahr zu gewähren, zeigt Gottes Wunsch von Nachhaltigkeit in der Umwelt

Die Bibel selbst ist zwar nicht als wissenschaftliches Lehrbuch geschrieben, aber dieses spezielle Gebot erweist sich als wissenschaftlich fundiert. Es gab mehrere Gründe für die Gewährung eines Sabbatjahrs, aber was das Klima betrifft, so ist es wirklich von Vorteil, wenn das Land zur Wiederherstellung eines optimalen Natriumgehalts im Boden ruhen kann. "Große Gebiete in Mesopotamien wurden aufgrund der Erschöpfung des Bodens und eines katastrophal hohen Salzgehalts tatsächlich aufgegeben". 4

Zweifellos würde die Erschöpfung des Bodens über längere Zeit hinweg Probleme verursachen. Diese könnten zu großen Umweltproblemen führen. Die Erde auf diese Weise ruhen zu lassen, war eine gute Bewirtschaftung des Landes und eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass zukünftige Generationen nicht in eine Krise geraten, die sie nicht verursacht haben.

Ein weiteres Beispiel eines Gebotes, das Gott mit Bedacht für die Erde gegeben hat, sind die Regeln für die Kriegsführung im 5. Buch Mose (20,19-20). Als eine Stadt belagert wurde, war es verboten, Bäume zu fällen, die Nahrung liefern, man durfte ihre Früchte essen. Ein Kommentator bemerkt: "Selbst die Verwendung von nicht fruchttragenden Bäumen für Belagerungszwecke scheint, obwohl es erlaubt ist, durch die strengen Anforderungen, begrenzt zu sein. Die Umwelt als solche - Gottes Schöpfung - wird daher respektiert." 5

4. Der menschliche Stolz ist die Wurzel der Probleme unserer Erde.

Dieser Punkt ist etwas schwerer zu schlucken, denn hier sind wir selbst direkt angesprochen. Der Prophet Jesaja hat das Thema des Stolzes offen thematisiert, als er ein Gedicht über einen gewissen "König von Babylon" schrieb. Ein Teil der alten Kriegsführung bestand darin, die Landwirtschaft und die Umwelt zu zerstören, die eine Stadt zusammen mit ihren Bewohnern aufrechterhielt. 6 Dieser König hatte weder Achtung vor der Natur und den Landschaften, die er bei seiner Plünderung zerstörte, noch vor der Menschheit, die er mutwillig abschlachtete. Aus diesem Grund erlässt Gott ein hartes Urteil gegen ihn:

„Alle Könige der Völker, sie ruhen in Ehren, jeder in seinem Haus; ...

Du wirst nicht mit jenen vereint werden im Grab, denn du hast dein Land zugrunde gerichtet, hast dein Volk erwürgt. …“ - Jesaja 14: 18, 20

Rashi, ein mittelalterliche Kommentator, schreibt, dass dieses Gedicht über den babylonischen König Nebukadnezar spricht. 7 Wir wissen aus dem Buch Daniel, dass Nebukadnezar wegen seines Stolzes und weil er Gottes Hand in seinen Leistungen nicht anerkannte, gedemütigt wurde (Daniel 4,28-33).

Der Theologe John Oswalt ist anderer Meinung und bemerkt, dass

"hier nicht ein einzelner Mensch angesprochen wird. Dieser 'König von Babylon' ist eine Zusammensetzung all der stolzen, despotischen Könige, die auf der Erde regiert haben…. Dies ist keine historische Erzählung, sondern ein Gedicht über den Stolz der Menschen". 8

Ob es nun Tyrannen wie Nebukadnezar sind, die leeren Versprechungen eines Politikers, oder es Ihr Kollege ist, der aus allem ein Drama macht, oder Ihr Teenager, der sich weigert, den Müll rauszubringen: wir müssen in unserer eigenen Gesellschaft oder in unserem Leben nicht lange suchen, um zu sehen, wie der menschliche Stolz im Weg zu stehen scheint um etwas zu unternehmen. Dazu gehört das Thema des Klimawandels und die Sorge um die Erde im Allgemeinen.

Die Zerstörung des Landes ist mit der Zerstörung der Menschen verbunden

Obwohl dieses alte Gedicht sich nicht auf die aktuelle Klimakrise bezieht, ist es heute trotzdem relevant: Die Zerstörung des Landes ist mit der Zerstörung der Menschen verbunden. Wenn uns die eigene Überheblichkeit im Weg steht, werden die zukünftigen Generationen darunter leiden.

5. Unsere geistliche Distanz zu Gott gefährdet die Welt

Der Prophet Jeremia schrieb einmal ein Gedicht, in dem er sich eine Erde ohne Gottes Schöpfung vorstellte. Beim ersten Anblick scheint dies nur ein Ausdruck einer lebhaften Fantasie zu sein, bis Jeremia erwähnt, dass dies ein Ergebnis von Gottes Zorn ist und dass ohne Reue eine solche Welt vielleicht nicht weit entfernt von uns ist:

„Wahrlich, mein Volk ist töricht, sie kennen mich nicht; närrische Kinder sind sie und ohne Einsicht; weise sind sie, Böses zu tun, aber Gutes zu tun verstehen sie nicht.

Ich schaute zur Erde – doch siehe, sie war wüst und leer! und zum Himmel – aber sein Licht war verschwunden!  Ich schaute die Berge an – doch siehe, sie erbebten und alle Hügel schwankten! Ich schaute – und siehe, da war kein Mensch mehr, und alle Vögel des Himmels waren verschwunden! Ich schaute – und siehe, das fruchtbare Land war zur Wüste geworden, und alle seine Städte waren zerstört vor dem Herrn, vor der Glut seines Zorns.

Denn so spricht der Herr: Das ganze Land soll verwüstet werden; doch ich will ihm nicht ganz ein Ende machen.“ - Jeremia 4,22-27 (Schlachter 2000)

In der Auslegung der Rabbiner (Midrasch) zu dem Buch Prediger wird gesagt, dass Gott, als er den ersten Menschen schuf, ihm den großen Rundgang durch den Garten Eden gab und sagte:

„Als der Selige Heilige den ersten Menschen schuf, nahm er ihn und führte ihn um alle Bäume des Gartens Eden und sagte zu ihm: 'Schau dir meine Werke an, wie schön und lobenswert sie sind! Und alles, was ich geschaffen habe, habe ich für euch geschaffen. Achte darauf, dass du Meine Welt nicht beschädigst und zerstörst: Wenn du sie beschädigst, gibt es niemanden, der sie nach dir repariert.'“ 9

Was soll diese Schrift des Midrasch vermitteln? Es zeigt uns die Bedeutung jedes Einzelnen, um wirklich etwas zu bewirken. Natürlich war den Rabbinern bewusst, dass Adam Nachkommen hatte. Dennoch wird Adam von Gott im Midrasch gebeten, seine Verantwortung so wahrzunehmen, als gäbe es außer ihm niemanden, der die Umwelt verwaltet.

Während der Midrasch die individuelle Verantwortung hervorhebt, konzentriert sich Jeremia auf die Umwelt selbst. Natürlich meinte Jeremia in seinem Gedicht nicht, dass das gesamte Gefüge des Universums durch die Sünden Israels zerstört werden würde; aber seine Poesie erinnert uns daran, dass unsere eigene "Torheit" zu unerwünschten Ergebnissen führt. Seine Metapher über die Umkehrung der Schöpfung passt in die heutige Zeit des einundzwanzigsten Jahrhunderts.

Schlussfolgerung

Die Sorge um unseren Planeten geht uns alle etwas an

Angesichts dieser Verantwortung, die Gott uns in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit gegeben hat, und im Hinblick auf die Herausforderungen, vor denen unser Planet heute steht, kommt man nicht daran vorbei, sich diese Frage zu stellen: Wie sollen wir auf das Thema Klimawandel reagieren?

Die Sorge um unseren Planeten ist nicht nur die Verpflichtung der Regierung, religiöser Institutionen oder Umweltorganisationen. Diese Aufgabe geht uns alle etwas an. Ganz gleich, wie unsere politischen Neigungen aussehen.  Wenn wir Gott und sein Wort lieben, sollte uns wichtig sein, was mit dieser schönen Erde, die er uns geschenkt hat, geschieht. Wir können stolz darauf sein, etwas zu ihrer Erhaltung beitragen zu können.

  1. Avot d’Rabbi Natan, 31b.
  2. Iain Provan, Discovering Genesis: Content, Interpretation, Reception, Discovering Biblical Texts (Grand Rapids: Eerdmans, 2016), 66.
  3. https://www.myjewishlearning.com/article/nature-the-environment-101/.
  4. John H. Walton et al., The IVP Bible Background Commentary: Old Testament (Downers Grove: InterVarsity Press, 2000), under Leviticus 25:2–7.
  5. J. Wenham, ed. et al., New Bible Commentary (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 1994).
  6. Reinhard Pimgruber, The Economy of Late Achaemenid and Seleucid Babylonia (Cambridge: Cambridge University Press, 2017).
  7. https://www.chabad.org/library/bible_cdo/aid/15945/showrashi/true/jewish/Chapter-14.htm
  8. John Oswalt, Isaiah, The NIV Application Commentary (Grand Rapids: Zondervan, 2010), Kindle edition locations 4452–4453, 4461.
  9. https://www.sefaria.org/Kohelet_Rabbah.7.13?lang=bi

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