Raketen, Aufruhr und Zerstörung – das ist oft alles, was man in den Nachrichten liest, wenn man über die Situation im Nahen Osten liest. Trauer über die Opfer und Empörung über die Täter. Aber man kann sich nicht einigen, wer ist wer.
Der Nah-Ost-Konflikt wird sehr gerne polarisiert. Uns wurde gesagt, es geht um einen Streit über Land zwischen Israelis und Palästinenser. Deswegen lesen wir die Argumente und wählen eine Seite aus. Rhetorik wird immer stärker und Verständnis für „die andere Seite“ immer weniger.
Es gibt keine „zwei Seiten“
Jedoch ist die Situation im Nahen Ostern gar nicht so einfach. Es gibt keine „zwei Seiten“. Es gibt Palästinenser, die gegen Hamas sind. Es gibt auch Israelis, die gegen die Politik ihres Staats demonstrieren. Es ist deswegen kein Streit nur zwischen Israelis und Palästinenser. Es ist auch kein Streit nur zwischen Juden und Araber. Es gibt israelische Araber, die sehr froh sind, dass sie in Israel leben. Und es gibt Juden, die Israels Verhalten gegenüber Araber für komplett unakzeptabel halten. Wir dürfen auch nicht sagen, dass es ein Streit der Religionen ist. In den palästinensischen Autonomiegebieten ist die christliche Minderheit von der muslimischen Mehrheit verfolgt. In Israel dienen Juden und Muslimen in der Armee. Es ist auch kein Streit nur über Land. Israel hat schon mehrmals Land zurückgegeben, aber es kein Frieden gefunden. Viele Palästinenser wollen einfach Frieden erleben und keine terroristische Organisation als Herrscher, egal was für Land sie haben.
Es gibt israelische Araber, die sehr froh sind, dass sie in Israel leben
Wer der Konflikt vereinfacht, der verliert den Blick, dass es sich um echte Menschen handelt. Meine Familienmitglieder und meine Kollegen in Israel müssen ständig zum Bunker rennen. Sie haben Angst für ihr Leben und für ihre Familien. Aber mein arabischer Freund hier in Berlin hat Angst für seine Familie und Freunde in Gaza, von wo er kommt. Wir dürfen natürlich Kritik über alle Seiten der Konflikt ausüben. Es sollte aber im Maß sein und auch nicht unwissend. Kritik über Politik darf auch nicht ins Rassismus überlaufen. Als Friedenstifter ist es nicht passend über die „blöde Israelis, Juden, Palästinenser oder Araber“ zu schimpfen. Der Konflikt ist nicht so einfach.
Wer dieser Konflikt vereinfachen möchte, muss erkennen, dass es ein Konflikt des Herzens ist. Es geht um Hass in den Herzen der Menschen, auf alle Seiten, der viel älter als der Staatsgründung ist. Dieser Hass stammt aus unserer Rebellion als Menschheit gegen Gott. Die Antwort auf diesen Hass ist, vielleicht ironischerweise, im Nahen Ost zu finden. Vor 2000 Jahren starb Jesus für uns und für all unserer Hass. Durch die versöhnende Kraft seines Tods und Auferstehung haben viele Juden und Araber, Israelis und Palästinenser Frieden mit Gott und einander gefunden und arbeiten für Frieden. Frieden ist möglich, aber nur durch den Friedensfürsten. Wie der Apostel Paulus erklärt:
„Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat.“ (Eph. 2,14)
Auf wessen Seite sollten wir dann sein? Auf Seine!