Natürlich ist dies nicht mit dem Wort Gottes, welches er Mose überliefert hat, vergleichbar. Dennoch sollte man Bauers Punkte beachten. In Anbetracht eines zunehmenden Antisemitismus in dieser Welt werden nachfolgend neun Wege benannt, die aufzeigen, wie man diesen aktiv bekämpfen kann.
In Anbetracht eines zunehmenden Antisemitismus in dieser Welt werden nachfolgend neun Wege benannt, die aufzeigen, wie man diesen aktiv bekämpfen kann.
1. Sei informiert über aktuelle Ereignisse
Finde Möglichkeiten, wie du durch verschiedene Impulse in die globale, jüdische Gemeinschaft einwirken kannst: Lade Apps herunter, abonniere E-Mails oder Rundbriefe, folge lokalen Synagogen auf Facebook und Twitter und informiere dich über israelische und jüdische Nachrichten, wie „The Times of Israel“, „The Jerusalem Post“ oder die „Jüdische Allgemeine“. Im Talmud heißt es (Schavuot 39a): „Kol Yisrael arevim zeh bazeh“, oder „Ganz Israel ist verantwortlich füreinander“. Entscheide dich dein Engagement gegen Antisemitismus zu demonstrieren, indem du informiert bleibst! Denn es könnte sein, dass du durch Unwissenheit Möglichkeiten verpasst, für die jüdische Gemeinschaft einzustehen.
2. Lasse nicht-jüdische Menschen an Gesprächen teilhaben
Wenn du über den weltweit wachsenden Antisemitismus gut informiert bist, bist du gut vorbereitet, aktuelle Ereignisse mit deinen nicht-jüdischen Freunden und Kollegen zu teilen und zu diskutieren. Bist du selbst jüdisch, dann bist du für deine Freunde wahrscheinlich die beste (und vielleicht einzige) direkte Informationsquelle über antisemitische Erfahrungen.
Wenn du nicht-jüdisch bist, dann nehme an Veranstaltungen der jüdischen Gemeinschaft und der messianisch jüdischen Gemeinschaft teil. Das Passahfest ist eine gute Möglichkeit zu starten. Außerdem wird acht Nächte lang das Fest Hanukkah gefeiert, jede Woche gibt es über das ganze Jahr verteilt Shabbat-Feiern und viele weitere Möglichkeiten. Dies sind vielseitige Ereignisse, die es dir ermöglichen, in die jüdische Kultur einzutauchen.
Oft ist es mangelndes Wissen und Verstehen, das den Unterschied zwischen Freund und Feind macht.
Oft ist es mangelndes Wissen und Verstehen, das den Unterschied zwischen Freund und Feind macht.
3. Beteilige dich an Protesten und Einsätzen für Solidarität
Im Juni 2019 wurde eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass 2018 die Zahl der antisemitischen Übergriffe in Deutschland um mehr als 70 Prozent angestiegen ist. Felix Klein, Deutschlands erster Beauftragter für Antisemitismus im BMI, sagte in den deutschen Medien, „Ich kann es nicht empfehlen, dass jüdische Menschen ihre Kippa in Deutschland, immer und überall frei tragen können, und das sage ich mit Bedauern.“ Die Antwort? Ein Aufruf an alle Deutschen eine Kippa als Zeichen der Solidarität zu tragen. Die BILD ZEITUNG hatte diesen Protest sehr ernst genommen. Sie veröffentlichten einen Link für ihre Leser durch den sie eine Kippa herunterladen konnten. Diese konnten sie ausdrucken und anschließend tragen. Es gibt viele Möglichkeiten an solch enorm wichtigen Protesten teilzunehmen. Dies sind ausschlaggebende Momente, in denen wir durch eine Beteiligung in den sozialen Medien, aber auch ganz persönlich im Angesicht von Tragödie oder Hass für Solidarität einstehen.
4. Handle aktiv gegen tägliche antisemitische Ereignisse
Selbst die kleinsten antisemitischen Andeutungen in unserem Alltag werden zur Normalität, wenn wir sie nicht bekämpfen. Vielleicht bist du die einzige Person, die ein scheinbar unbedeutendes antisemitisches Ereignis mitbekommt – nehme diese Verantwortung ernst.
Im Dezember 2018 veröffentlichte die Europäische Union für Grundrechte (FRA) eine Umfrage, die Diskriminierung und Hass-Verbrechen gegen jüdische Menschen in der EU untersuchte. Es wurde festgestellt, dass antisemitische Belästigungen in Europa so verbreitet sind, dass sie schon „alltäglich“ sind. Selbst für jüdische Menschen. Anstatt diese Momente unbeachtet zu lassen, müssen wir dagegen aufstehen. Es ist wichtig, antisemitische Kommentare, Witze oder Aktionen herauszufordern und in Frage zu stellen. Vielleicht agiert der Täter nur aus Ignoranz, aber nichts dagegen zu sagen – oder zu lachen – zeigt, dass du zustimmst. Wenn du es dir nicht zutraust, in direkte Konfrontation zu treten, kannst du auch einfach eine Frage stellen wie: „Ich habe dein Kommentar nicht verstanden. Könntest du es erklären?“
Es ist wichtig, antisemitische Kommentare, Witze oder Aktionen herauszufordern und in Frage zu stellen.
So etwas Simples wie ein gut recherchierter und formulierter Post in den sozialen Netzwerken über deine Erfahrungen kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen und Leuten eine andere Perspektive geben. Die Sozialen Netzwerke sind wohl oder übel der Ort, an dem die meisten heutzutage ihre Informationen beziehen. Ein Ort, der wie kein anderer zuvor, einflussreichen Figuren und mächtigen Organisationen Zugang und Plattform gibt. Seine persönliche Meinung zu äußern kann im Zeitalter der Sozialen Netzwerke so einfach sein, indem man einfach nur 280 Zeichen tippt.
5. Berichte von deinen Erfahrungen
Die FRA Studie von 2018 hat auch gezeigt, dass selten von antisemitischen Übergriffen berichtet wird. Dies macht es unmöglich, die Wirklichkeit durch Statistiken festzuhalten. Wenn du ein Zeuge eines solches Übergriffes geworden bist, ist es wichtig, nachdem du dich und andere in Sicherheit gebracht hast, dieses Ereignis an die Strafverfolgungsbehörden weiterzugeben. Stelle sicher, dass die Allgemeinheit von diesem Ereignis in Kenntnis gesetzt wird. Du kannst beispielsweise einen Brief an den Herausgeber der lokalen Zeitung schreiben. Außerdem kannst du mit den politischen Leitern vor Ort sprechen. Es ist gut, die lokale Synagoge und die Leiter der jüdischen Gemeinschaft über einen solchen Akt zu informieren. Dadurch haben sie die Möglichkeit, verschiedene Vorsichtsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Auch andere lokale Leiter wie Pastoren, Priester oder Schulleiter sollten über solche Vorfälle informiert werden. Denn diese Leute spielen eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Erziehung der Gesellschaft. Letztendlich ist es so, dass man Dinge, von denen man nichts gehört hat, auch nicht erkennen oder benennen kann. Deshalb ist es immer gut, diese Vorfälle öffentlich zu machen.
6. Überprüfe dich selbst was deine eigenen Vorurteile angeht
Wirkliche Fürsprache beginnt mit dem Wunsch, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Daher ist es in unserem Kampf gegen Antisemitismus ein wichtiger Punkt, auch in uns selbst hineinzuschauen, um herauszufinden, ob wir Vorurteile gegenüber anderen Gemeinschaften oder Kulturen haben.
Viele jüdische Texte ermahnen immer wieder dazu, in sich selbst zu schauen, bevor wir versuchen, die Welt um uns herum zu verbessern.
Viele jüdische Texte ermahnen immer wieder dazu, in sich selbst zu schauen, bevor wir versuchen, die Welt um uns herum zu verbessern. Das, was in deinem Herzen ist, ist wichtiger als deine Handlungen. Es ist bekannt, was Jeshua seine Jünger lehrte:
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? ...Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.“ (Matthäus 7,3+5).
Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind und unsere eigenen Vorurteile erkennen und benennen, können wir denen viel besser gegenübertreten, die es bewusst auf uns jüdische Menschen abgesehen haben.
7. Halte die Vergangenheit in Erinnerung
Wenn wir darauf hoffen, die Zukunft besser zu gestalten, dann müssen wir die Vergangenheit in Erinnerung behalten. Dies geschieht durch bestimmte Tage, die in unseren Kalendern vermerkt werden, zum Beispiel der Holocaust-Gedenktag. Oder auch durch Statuen und Denkmäler, die sich in unseren Städten wiederfinden. Einige finden außerdem neue, kreative Wege, um die Vergangenheit nicht zu vergessen. 2010 hat Adi Altschuler, ein israelischer Mitarbeiter von Google, ein Projekt namens "Zikaron BaSalon" gestartet. Es bedeutet so viel wie „Erinnerung im Wohnzimmer“. Kleine Gruppen laden Holocaust Überlebende in ihr Wohnzimmer ein, damit diese ihre Geschichten im heimischen Umfeld auf der ganzen Welt teilen. Allein im Jahr 2018 haben mehr als 750 000 Personen an diesen Veranstaltungen Teil genommen. Unter ihnen auch Josh Turnil, Direktor von Juden für Jesus in Frankreich. Er leitet Zikaron BaSalon in Paris. Auf dieser Seite kannst du herausfinden, wie du selbst Gastgeber für ein solches Event werden kannst: zikaronbasalon.org.
Von Haman zu Hamas - unser Volk ist immer und immer wieder ein Zeugnis für Gottes Treue und seine Bewahrung. Dieses Erbe muss den nächsten Generationen weitergeben werden. Denn unsere Existenz ist ein Wunder und eines der größten Beweise für die Existenz Gottes.
Von Haman zu Hamas - unser Volk ist immer und immer wieder ein Zeugnis für Gottes Treue und seine Bewahrung.
8. Spreche mit Gott darüber
Wenn es in der Bibel heißt, dass wir für den Frieden Jerusalems beten sollen (Psalm 122,6), meint es hier nicht nur die Stadt „Jerusalem“ an sich. „Jerusalem“ repräsentiert alle jüdischen Menschen weltweit. Wie der Talmud uns dazu herausfordert, füreinander Verantwortung zu übernehmen, ist es ein entscheidender Akt, wenn wir für das Wohlergehen und den Schutz unseres Volkes beten.
In der Tragödie weist uns das Gebet des Trauernden auf Gott hin. Er ist derjenige der unser Volk erhält. Selbst in den dunkelsten Momenten steht unser Volk zusammen und sagt: „Möge es reichlich Frieden vom Himmel geben, und Leben für uns und ganz Israel. Möge Er, der den Frieden in Seinen hohen Himmeln schafft, auch uns und ganz Israel Frieden geben, Amen.“
9. Strebe nach Heilung und Versöhnung
Es gibt zwei natürliche und verständliche Reaktionen auf den Hass, den jüdische Menschen Jahrhunderte ausgehalten haben: wir lassen uns durch den Schmerz zerstören oder wir halten den Schmerz fest und er richtet sich gegen andere (wird zu Hass gegen andere). Aber keine dieser Reaktionen bringt uns vollkommene Heilung. Wir müssen jeglichen antisemitischen Aktionen gegenübertreten, aber gleichzeitig Gottes Vergebung groß werden lassen und uns und andere täglich zur Umkehr, Vergebung und zur Versöhnung aufrufen.
Jeshua hat seine Nachfolger gelehrt:
„Vergebe denen, die gegen dich sündigen“, genau so, wie auch wir Gott bitten, unsere eigenen Sünden zu vergeben (Matthäus 6,12).
Aber er hat uns nicht nur gelehrt, unsere Feinde zu lieben. Er hat einen brutalen Tod ertragen, um allen Menschen die Versöhnung mit Gott anzubieten, selbst jenen, die ihn abgelehnt haben. Gott hat alle Ungerechtigkeit gesehen. Eines Tages wird sich jeder vor ihm rechtfertigen müssen. Aber durch Gottes Werk gibt es Hoffnung für Heilung und Vergebung hier und jetzt, das unser Herz verändern kann, mitten in unserer Zerbrochenheit - wenn wir mit Ihm versöhnt sind.