Die meisten der ersten Jünger und Autoren des Neuen Testaments waren Juden. In Apostelgeschichte 2 ist die Gemeinde, als sie am Pfingsttag geboren wird, überwiegend jüdisch.
Die Botschaft des Evangeliums ist untrennbar mit der jüdischen-biblischen Welt verbunden, in die sie hineingeboren wurde. Und doch gehört das jüdische Volk heute zu den unerreichtsten Menschen dieser Erde.
Warum sind sich Christen heute dieser dringlichen Notwendigkeit jüdischer Evangelisation nicht bewusst? Und wenn wir um diese Not wissen, warum sind wir oft so apathisch?
Um einige dieser Fragen zu beantworten, finden Sie im Folgenden fünf von Richard Harveys „Top 10 Challenges Facing Jewish Evangelism and How to Respond“ „Die Top10 Herausforderungen der Evangelisation unter Juden – und wie man darauf reagiert“ aus dem kürzlich erschienenen „Lausanner Occasional Paper“ über jüdische Evangelisation.
Fünf Gründe, warum Christen sich nicht für jüdische Evangelisation engagieren
1. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
Warum soll ich mich mit der jüdischen Evangelisation beschäftigen? Es steht auf meiner Prioritätenliste nicht an erster Stelle und außerdem habe ich keine jüdischen Freunde.
Viele Christen fühlen sich überfordert, ihren Glauben mit Juden zu teilen und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Was können wir tun, um dieses „große Versäumnis des großen Auftrages“ zu korrigieren?
Das Evangelium war und ist „zuerst für die Juden“ (Röm 1,16). Der Apostel Paulus sprach von einem Herzenswunsch und seiner unaufhörlichen Sorge, dass sein Volk den Messias nicht erkennt. (Röm 10,1). Wenn wir Paulus' Mitgefühl und seinen Wunsch verstehen, seinen Glauben mit jedem zu teilen, sollte uns das motivieren, genauso für jüdische Leute zu beten und sie auch zu erreichen.
Ein großartiger erster Schritt dazu ist, erst einmal zu erfahren, warum jüdische Evangelisation so wichtig ist!
Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Ein großartiger erster Schritt dazu ist, erst einmal zu erfahren, warum jüdische Evangelisation so wichtig ist (um einen tieferen Einblick davon zu bekommen, empfehlen wir, die ersten Kapitel unseres neuesten LOP zu lesen). Schulungen in Ihrer Kirche, persönlich oder online, sind ohne Probleme möglich. Es gibt inspirierende Geschichten von jüdischen Menschen, die den Messias gefunden haben. Und es gibt viele Materialien, angefangen mit der Heiligen Schrift, über das jüdische Leben, die Praxis und die Ansichten von Jesus. Auch eine Reise nach Israel kann eine lebensverändernde Erfahrung sein - wenn wir die Orte sehen, an denen Jesus gelebt hat und die Bedürfnisse der Region heute erkennen. „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem ersten Schritt“, oder wie die jüdische Tradition sagt: „Aller Anfang ist schwer.“
Es gibt viele, die derzeit im Dienst der jüdischen Evangelisation stehen. Und jede dieser Initiativen braucht die ständige Unterstützung des Leibes Christi durch Gebet, Finanzen und freiwillige Hilfe. Eine umfangreiche Auflistung aktueller jüdischer Evangelisationsinitiativen finden Sie in Kapitel 5 der LOP.
2. „Ich weiß die Antworten nicht.“
Ich habe versucht, meinen Glauben mit einem jüdischen Freund zu teilen, konnte aber seine Einwände nicht beantworten. Die meisten Juden scheinen bereits an Gott zu glauben und haben nachvollziehbare Gründe, nicht an Jesus zu glauben.
Jüdische Menschen haben 2.000 Jahre Erfahrung mit Christen, die versuchten, ihren Glauben zu teilen, oft begleitet von Vorurteilen und Verfolgung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es für einige Juden zahlreiche Argumente gibt, warum sie nicht an Jesus glauben bzw. dass sie grundsätzlich annehmen: 'Jesus ist nicht für uns.'
Viele haben noch nie einen echten Jünger Jesu getroffen, der die Liebe Jesu auf praktische Weise demonstriert.
Dies ist jedoch nicht der Hauptgrund, warum Juden nicht glauben. Viele haben noch nie einen echten Jünger Jesu getroffen, der die Liebe Jesu auf praktische Weise demonstriert und einige ihrer intellektuellen Einwände beantwortet hat. Es braucht Zeit, um evangelistische Freundschaften zu entwickeln und zu lernen, wie man einige dieser schwierigen Fragen beantwortet.
Unseren Glauben mit jüdischen Menschen zu teilen, ist genauso, wie diesen mit jedem anderen zu teilen. Es geht im Wesentlichen um die Zusammenführung von drei Geschichten: der Geschichte Gottes, unserer Geschichte und der Geschichte unseres Nächsten. Wir müssen lernen, Gottes Geschichte zu erzählen: die Erschaffung der Welt, die Sünde von Adam und Eva und den Ruf Abrahams und Israels, sich auf das Kommen des Messias vorzubereiten. Es geht darum, aufzuzeigen, wo unser eigener Platz in der Geschichte ist, als Kirche eingepfropft in das erneuerte Volk Gottes. Und unsere jüdischen Freunde sollten erkennen, wo ihr Platz in Gottes Geschichte ist: durch die Berufung Teil seines Volkes zu sein und ein Jünger Jesu zu werden. Indem wir unsere Geschichten erzählen, bringen wir Gottes Geschichte mit der Geschichte unseres Nächsten zusammen.
3. „Ich möchte nicht antisemitisch sein.“
Das Evangelisieren von Juden heute wird teilweise als antisemitisch angesehen, besonders, wenn das Christentum eine antisemitische Geschichte hat und das Neue Testament auch antisemitische Passagen zu haben scheint.
Das Neue Testament ist ebensowenig antijüdisch oder antisemitisch wie die Propheten im Alten Testament. Obwohl es Israel scharf verurteilt, weil es seinen Bundesverpflichtungen nicht nachgekommen war, geschah dies in der Hoffnung, dass es sich wieder zu Gott bekehren würde. Als Jesus mit den Pharisäern und anderen jüdischen Gruppen argumentierte, hatte er gewissermaßen einen internen „Familienstreit“, bei dem die Stimmen laut erhoben wurden, aber niemals auf antijüdische Weise.
Später interpretierten Christen - solche wie Johannes Chrysostomus und Martin Luther - entsprechende Passagen in einer Weise, die die schändliche Behandlung des jüdischen Volkes für sie rechtfertigte. Und das führte schließlich zu Verfolgung, Zwangsbekehrungen und Massakern. Über diese Tatsache sollten sich alle Christen bewusst sein und versuchen, es durch praktische Liebe wiedergutzumachen. Der beste Weg, dies zu tun, ist, die gute Nachricht zu verbreiten, dass Jesus wirklich der Messias ist. Er, der für die Sünde der ganzen Menschheit gestorben ist, um uns mit Gott und miteinander zu versöhnen.
4. „Es ist schlecht für die jüdisch-christlichen Beziehungen.“
Viele jüdische Leiter haben kein Verständnis für jüdische Jünger Jesu und wollen ihre Gemeinden vor ihnen schützen. Sie wollen nicht, dass wir sie evangelisieren, aber sie scheinen offen zu sein für gemeinsame Aktivitäten zum Wohl der Gesellschaft.
Effektive Evangelisation geschieht aus der Liebe heraus.
Leider war es häufig der Fall, dass Christen ihren Glauben nicht aus gutem Willen, aus Liebe und Fürsorge für und mit ihren jüdischen Nachbarn geteilt haben. Effektive Evangelisation geschieht aus der Liebe heraus, der Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten. Die Konsequenz unseres Zeugnisses ist, dass andere Gott in uns sehen und Jünger werden.
Es braucht Zeit, das Vertrauen und die Freundschaft eines jeden zu gewinnen. Und viele jüdische Menschen haben noch nie einen christlichen Freund gehabt, der die Demut, Integrität und Einfachheit zeigt, die wir in Jesus sehen. Wir müssen praktische Liebe zeigen und entgegen dem Misstrauen und den Bedenken gute Beziehungen aufbauen.
5. „Es ist nicht kosteneffektiv.“
Die jüdische Weltbevölkerung besteht aus 16 Millionen Menschen. Das sind weniger als 0,01 Prozent der insg. 7,8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, von denen 4 Milliarden noch keine Christen sind. Die geschätzte Zahl der jüdischen Jünger Jesu beträgt ca. 150.000, also weniger als ein Prozent der jüdischen Population weltweit. Könnten die Ressourcen der Kirche daher nicht anderswo besser eingesetzt werden?
Wir sind aufgerufen, das Evangelium allen Nationen zu bringen, besonders denen, die wir als verborgen, unerreichbar oder widerstandsfähig betrachten. Wir dürfen den Erfolg nicht nur an Ergebnissen messen, sondern vielmehr an der Treue gegenüber dem großen Auftrag Gottes. Kirchen, die das Evangelium mit dem jüdischen Volk teilen, wurden oft in ihrer Mission für alle Nationen sehr gesegnet.
Wir dürfen den Erfolg messen an der Treue gegenüber dem großen Auftrag Gottes.
Zusammenfassung:
Evangelisation ist eine Reise, in der wir Gottes Geschichte, unsere eigene und die Geschichte unseres Nächsten zusammenbringen. Und in dem wir das tun, bereichern wir uns gegenseitig. Obwohl auch Fragen offenbleiben und auch so manche Herausforderung noch überwunden werden muss, wird jeder, der seinen Glauben mit jüdischen Leuten teilt, dieselbe Erfahrung machen: dass der eigene Glaube und das eigene Verständnis wachsen, ebenso die Liebe zu Jesus und zu seinem Volk.
„Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben.“ (Joh 1:11–12).
Die Schrift weist auf ein tiefes Geheimnis und eine profunde Wahrheit hin: die gegenseitige Abhängigkeit und Gegenseitigkeit zwischen Juden und Nichtjuden und den besonderen Platz der jüdischen Gläubigen in Gottes erlösender Geschichte. Überall auf der Welt ruft Gott durch Jesus, den Messias, den Überrest seiner jüdischen Söhne und Töchter zu sich. Werden Sie sich ihm anschließen in seinem Werk?
Dieser Artikel kommt ursprünglich von der „Lausanne Movement”: www.lausanne.org(https://lausanne.org/about/blog/five-reasons-you-dont-want-to-evangelize-to-jews-and-why-you-should)