Heilige Zeiten in einer instabilen Welt

In einer Welt voller Unruhe und Unsicherheit, in der Kriege toben, Raketen fallen und Angst sich breitmacht, befinden wir uns wieder einmal am Beginn des Monats Tischri – dem siebten Monat im jüdischen Kalender.

Diese heilige Zeit dient nicht als Flucht vor der Realität, sondern als tiefere Einladung, dieser zu begegnen. Mitten im Chaos fordern uns drei hohe Feiertage dazu auf, nachzudenken, umzukehren und uns an Gottes Gegenwart und Versorgung zu freuen: Rosch ha-Schana (das Posaunenfest), Jom Kippur (der Versöhnungstag) und Sukkot (das Laubhüttenfest).

Diese Feiertage sind mehr als bloße Traditionen – sie sind göttliche Verabredungen: ein Ruf zur Rückkehr, ein Ruf zum Verweilen, ein Ruf, Gott zu suchen. Das hebräische Wort für „suchen“ ist darasch. Es bedeutet ein unermüdliches Streben, nicht nur einen flüchtigen Blick.

Gott lädt uns nicht nur ein, uns an die Vergangenheit zu erinnern. Er lädt dich ein, Ihm im Hier und Jetzt nahe zu kommen. So wie unsere Vorfahren Seine Gegenwart in der Wüste erlebten, als Er mitten unter ihnen im Zelt der Begegnung wohnte, so sehnt sich Gott auch heute danach, in unserer Mitte zu wohnen. Was für ein wunderschönes Bild: Gott war nicht fern oder distanziert, sondern gegenwärtig, persönlich und nah.

Auch die Welt unserer Vorfahren war unsicher, instabil und voller Gefahren. Sie waren vertrieben, verängstigt und sahen sich einer Bedrohung nach der anderen gegenüber. Und während sie noch umherwanderten, gab Gott ihnen Sukkot – ein Gebot, sich an diese Jahre mit Freude statt mit Furcht zu erinnern. Als sie schließlich im Land waren, sollten sie es sieben Tage lang feiern, indem sie in einfachen Laubhütten lebten (siehe 3. Mose 23,40–42).

Sukkot erinnert uns daran, dass wir dazu berufen sind, uns an Gottes Gegenwart und Versorgung zu erfreuen.

Sukkot erinnert uns bis heute daran, dass wir – selbst inmitten von Kampf und Unsicherheit – dazu berufen sind, uns an Gottes Gegenwart und Versorgung zu erfreuen. Das ist nicht immer leicht, aber es hat Kraft.

Ich möchte ein aktuelles Beispiel mit dir teilen, das diese Wahrheit auf unerwartete Weise lebendig werden lässt.

Unser jährliches Massah-Programm bringt Gruppen von jungen jüdischen, an Jesus Gläubigen nach Israel. Es ist eine Zeit, in der sie die Bibel studieren, das Land entdecken und geistlich wachsen – auch darin, ihren Glauben mit Menschen zu teilen, die noch nicht glauben. Aber dieses Jahr war alles andere als gewöhnlich. Während Raketen vom Himmel fielen, musste das Team immer wieder Schutzräume aufsuchen.

In diesen Schutzräumen lobte das Massah-Team Gott mit freudigem Trotz – mit Lobpreisliedern übertönten ihre Stimmen das Heulen der Sirenen. Wenn es wieder sicher war, schlossen sie sich unserem israelischen Team an und verteilten Lebensmittel und Hilfsgüter an Ersthelfer an vorderster Front.

Eines Abends, als das Massah-Team in einem Schutzraum anbetete, wurden sie von zwei Technikern eines Fernsehteams begleitet – der eine ein gebürtiger Israeli, der andere ein persischer Israeli. Beide glaubten nicht an Jesus. Doch während der Lobpreiszeit wurden beide Männer sichtlich bewegt. Einer begann, tiefgehende Fragen über Jeschua zu stellen. In einem bedeutsamen Moment teilte ein ehemaliger iranischer Muslim, der heute Jesus nachfolgt, seinen Glauben mit dem persischen Techniker auf Farsi.

Während das Team noch in Israel war, beteten unsere Leitung und weltweite Partner intensiv für ihre sichere Rückkehr. Und Gott hat geantwortet. Das Team stieg in einen Bus nach Jordanien, und obwohl sie stundenlang in der heißen Sonne an der Grenze warten mussten, gelang ihnen schließlich die Ausreise. Ein Teammitglied schrieb per Textnachricht: „Wow, eure Gebete waren wirklich spürbar. Dass letzte Nacht keine Raketen kamen und auch nicht auf dem Weg nach Jordanien – das war ein Wunder. Seit einer Woche hatten wir keine so lange raketenfreie Zeit!“

Wenn du das hier liest, mag sich die Lage in Israel – oder anderswo – bereits verändert haben. Doch eines bleibt gewiss: Gott hat die Kontrolle. Es ist leicht, sich ablenken zu lassen – nicht nur vom Weltgeschehen, sondern auch vom alltäglichen Druck im Leben und Dienst. Selbst in „normalen“ Zeiten kann das Dringende das Ewige verdrängen.

Wenn wir nicht aufpassen, konzentrieren wir uns so sehr auf das Werk des Herrn, dass wir den Herrn des Werkes vergessen.

Wie in jedem anderen Beruf auch, kann der Dienst für Gott schnell aufgabenorientiert werden: Besprechungen, Zielvorgaben, E-Mails. All das hat seine Bedeutung. Aber wenn wir nicht aufpassen, konzentrieren wir uns so sehr auf das Werk des Herrn, dass wir den Herrn des Werkes vergessen. Krisen können unseren Fokus neu ausrichten – ebenso wie heilige Zeiten wie diese, in die wir jetzt eintreten.

Die Feste sind eine Einladung, innezuhalten – den Laptop zu schließen, das Handy stummzuschalten und zurückzukehren zu dem, was am meisten zählt. Nicht nur, um unsere Bitten vorzubringen, sondern um Gott selbst zu suchen. Nicht nur für Antworten, sondern für Beziehung. Für eine immer neue Rückkehr in Seine Gegenwart.

Denn genau das ist es, was Er sich für uns am meisten wünscht.

Wenn wir in ein neues jüdisches Jahr eintreten, tragen wir Träume, Gebete und Pläne für Wachstum, Einfluss und Veränderung mit uns. Aber mehr als alles andere brauchen wir eines: Gottes Gegenwart in unserer Mitte. Jedes bleibende Werk beginnt dort – bei Ihm.

Ich erinnere mich an Gottes Verheißung an die Exilanten Israels:
„Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.“ (Jeremia 29,11)

Gott hat noch immer einen Plan – nicht zur Zerstörung, sondern zur Heilung. Nicht zur Angst, sondern zur Hoffnung. Einen Plan, der zum Schalom führt. Und er gibt uns noch weit mehr als den Plan an sich: Er gibt sich selbst.

Danke, dass du an unserer Seite stehst, während wir Gottes Heil für das jüdische Volk suchen und uns an Seiner Gegenwart freuen, ganz gleich, wie die Umstände auch sein mögen.

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