Als Junge in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Kansas City aufzuwachsen, bedeutete ein Angehöriger einer sehr festgelegten, geschlossenen Gemeinschaft mit sehr ausgeprägten Regeln und religiösen Verpflichtungen zu sein. Es gibt einen klar umrissenen Hauptteil des jüdisch orthodoxen Gesetzes. Unter diesem Gesetz sind bestimmte Speisen verboten. Es ist verboten, am Sabbat und an bestimmten Festtagen Strecken zurückzulegen, die eine festgelegte Distanz überschreiten. Kleidung ist vorgeschrieben, da dies eine Methode ist, vor Gericht und in Banken mit anderen Juden auszukommen.
Ausgehandelter Judaismus
Allerdings versuchten wir in Kansas City manchmal, die Regeln und Vorschriften des Alttestamentlichen Gesetz und der Rabbis auszuhandeln. Dieser „ausgehandelte Judaismus“, wie ich ihn nennen möchte, erlaubte jedem von uns innerhalb der Gemeinschaft, die Teile des Gesetzes herauszusuchen und auszuwählen, die für uns bedeutsam waren. Das erlaubte uns, Regeln zu streichen, mit denen wir nicht übereinstimmten oder die uns zu unserem gewählten Lebensstil als unpassend erschienen. Viele meiner jüdischen Freunde gaben das koschere Essen auf; manche vernachlässigten die Synagogen-Besuche; andere gingen mit nicht-jüdischen Mädchen aus, während einige ihrer Eltern gegen die jüdischen Gesetze handelten und sich ohne einen Get (Scheidebrief: offizielles rabbinisches Dokument) scheiden ließen.
Als ich ein Gläubiger an Jeschua wurde und mich Juden für Jesus anschloss, lebte und diente ich in verschiedenen Städten. Ich war in San Francisco, New York City und Chicago, bevor ich mein derzeitiges Zuhause in Bethesda, Maryland, etwas außerhalb von Washington, D.C. bezog. Während meiner Zeit in New York war ich von der Anzahl an Juden beeindruckt, die das Laubhüttenfest feierten, welches im dritten Buch Mose beschrieben ist. In Kansas City hat meine Familie dieses Fest zuhause eigentlich nie richtig gefeiert. Unsere einzige Beteiligung daran war, die langen Zweige der Trauerweide in unserem Vorgarten der Synagoge für das Sukkah, ein dreiseitiges Gebilde mit einem aus nur drei Ästen gebauten Dach, zur Verfügung zu stellen.
Da ich nun ein Nachfolger Jeschuas bin, weiß ich Sukkot zu schätzen, was ich während meines ausgehandelten Judaismus in Kansas City nicht tat. Nun erinnert mich Sukkot an die Macht Gottes, mein Volk in der Wüste zu versorgen, während sie vorübergehend in Zelten oder Hütten lebten, ohne sich selbst versorgen zu können. Es kennzeichnet die Zeit in der jüdischen Geschichte, als wir nicht fähig waren für uns selbst zu sorgen. Hätte Gott nicht für uns gesorgt, dann wären wir in der Wüste umgekommen. Daher feiert mein Volk und benutzt dazu für die meisten modernen Menschen ungewöhnliche Dinge – Palmzweige, Zitronen und die unsoliden Hütten selbst – und damit preisen wir Gott für seine gute Liebe und Fürsorge für uns.
Hätte Gott nicht für uns gesorgt, dann wären wir in der Wüste umgekommen.
Auch andere Traditionen sind in sowohl jüdischer als auch christlicher Subkultur zu Sukkot – das auch Laubhütten-Fest genannt wird – entstanden. Während dieser Feier beenden Juden die jährliche Lesung des Pentateuchs und beginnen es von vorne. Wackelige Hütten oder Anbauten werden neben die jüdischen Häuser gebaut. Mahlzeiten werden dort eingenommen und die sehr Frommen schlafen sogar während des 8-tägigen Festes dort. Viele Christen sehen das Laubhütten-Fest als ein vollkommen messianisches Fest an. Sie zitieren Bibelverse, das in den letzten Tagen die Heiden dieses Fest feiern und nach Jerusalem ziehen werden, um dort mit Juden zu tanzen und zu singen. Viele reisen während dieser Zeit nach Israel, um Gott anzubeten und zu feiern.
Für meine Familie ist Sukkot eine stille Zeit der Freude in unserem Gott. Ich bin nicht sehr gut darin, Dinge zu bauen. Ein Fest das von mir verlangt, eine Hütte neben unser Haus zu bauen, könnte mich einschüchtern, deshalb ist es gut, dass die Sukkah ein zerbrechliches Bauwerk sein soll. Das macht Sukkot zu einem meiner liebsten Zimmermanns-Feste.
Als wir im Außenbezirk von Chicago lebten und dienten, begannen wir mit einer Familientradition. Wir bauten eine Hütte neben unser Haus, ließen die Kinder den Innenraum dekorieren und aßen mindestens eine Mahlzeit am Tag dort. Wir luden Freunde ein, mit uns das Buch Prediger (denn ohne Gottes Versorgen ist alles nichtig) zu lesen. Jeder schüttelte das Lulav (traditionelle Bündel aus Palmwedel, Myrte und Weidenzweig) während wir die Etrog (Limonen-artige Zitrone) hielten und Gottes Segen über die vier Enden der Erde ausriefen.
Seit dieser Jahre in der windigen Stadt haben wir diese Traditionen auch in unserem Haus in der Nähe von D.C. erhalten. Bis jetzt stellen wir jedes Jahr mit unseren drei Kindern und vielen Freunden einen Sukkah-Anbau in Bethesda auf und gedenken Gottes fortwährender Versorgung. Wir erinnern uns daran, dass Gott sich nicht nur um das damalige Volk Israel in der abgeschiedenen Wüste vor 3.500 Jahren kümmerte, sondern dass er sich auch noch heute um uns kümmert, während wir auf ihn vertrauen. Gott sei Dank!