Ein Wunder zu Sukkot
Das Laubhüttenfest – auch bekannt als Sukkot – war gerade zu Ende. Die Menschenmengen hatten sich zerstreut, und die vielen, die aus anderen Regionen nach Jerusalem gekommen waren, machten sich auf den Heimweg. Die Sukkot (Laubhütten) wurden abgebaut, und die Lulavs – die Palmzweige, die man während der Feierlichkeiten geschwungen hatte – lagen nun gebrochen und zerzaust am Boden. Noch redeten viele über das wunderbare Licht, das vom Tempel her gestrahlt hatte. Am Eingang des Tempelhofes aber saß ein Mann, der dieses Licht noch nie gesehen hatte. Er war blind geboren.
Später an diesem Tag hörte er, wie sich eine Gruppe Menschen näherte und vor ihm stehen blieb. Einer fragte: „Rabbi, wer hat gesündigt – er oder seine Eltern –, dass er blind geboren wurde?“ Es war eine übliche Frage. Aber der Bettler stählte sich gegen die Antwort. Er wollte nicht hören, dass der Rabbi seine Eltern beschuldigen würde.
Doch der Rabbi antwortete anders, als er erwartet hatte: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt; sondern es ist geschehen, damit die Werke Gottes an ihm offenbar werden.“ Das überraschte den Mann. Dieser Rabbi sprach anders – wie ein Prophet.
Der Rabbi fuhr fort: „Wir müssen die Werke dessen tun, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“
Der Blinde konnte nicht ganz begreifen, was das bedeutete. Doch plötzlich spürte er, wie jemand sich näherte. Hände berührten sanft seine Augenlider – etwas, das wie Ton roch, wurde aufgetragen. Dann hörte er die Stimme des Rabbis: „Geh und wasche dich im Teich Siloah.“
Unsicher, was geschah, stand der Blinde auf und stolperte zum Teich, spritzte sich Wasser ins Gesicht – und in diesem Moment war es, als habe er die Dunkelheit abgewischt. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er das Licht.
Dieses Sukkot-Wunder wurde von Johannes aufgezeichnet, einem jüdischen Zeitzeugen aus dem ersten Jahrhundert, der an Jesus glaubte.¹ Die Heilung des Blinden erschütterte die Menschen damals – nicht nur, weil das Wunder an sich so groß war, sondern auch wegen des Zeitpunktes. Es war kein Zufall, dass Jesus dieses Wunder direkt nach Sukkot tat. Sowohl durch das Fest als auch durch die Heilung machte er erstaunliche Aussagen über sich selbst. Und noch heute, Jahrtausende später, denken Menschen darüber nach, was dieses Wunder bedeutet.
Was meinte Jesus, als er sagte: „Ich bin das Licht der Welt“? Und was bedeuteten seine Worte während des Festes: „Wenn jemand dürstet, der komme zu Mir und trinke“?
Sukkot – Gottes Gegenwart und Versorgung feiern
Das entscheidende Ereignis in der Geschichte Israels war der Auszug aus Ägypten, der unmittelbar etwa vierzig Jahre später zur Begründung des Bundes Gottes mit Israel am Berg Sinai führte. Doch der Weg dahin war holprig. Der Zug von Ägypten nach Sinai, der vielleicht nur ein paar Wochen hätte dauern sollen, dauerte eine ganze Generation — vierzig Jahre.
Die in der Schrift genannten Gründe sind, dass wir uns gegen Gott und gegen Mose auflehnten, wir uns über das Essen beklagten, das Gott uns gab, und wir uns als undankbar erwiesen für das, was Gott getan hatte, indem Er uns aus der Sklaverei befreite. Zugegeben, es war schwer, von einer Beziehung der Furcht vor dem ägyptischen Aufseher zu einer Beziehung des Vertrauens und der Liebe überzugehen. Für Gott aber war das keine Entschuldigung. So ließ Er uns in der Wüste umherziehen, bis die ganze Generation, die Ägypten verlassen hatte, gestorben war. Nur ihre Kinder – die zweite Generation – durften schließlich das verheißene Land betreten.
Aber selbst während dieser Zeit der Züchtigung sorgte Gott für Sein Volk in allem, was sie brauchten.
Was hat das alles mit Sukkot zu tun? Bemerkenswert ist, dass Gott, obwohl Er die erste Generation mit einer endlosen Wüstenwanderung strafte, dennoch für all ihre Bedürfnisse sorgte. Nahrung? Das Manna fiel täglich auf wunderbare Weise vom Himmel. In 2. Mose 16,31 heißt es: „Es war wie Koriandersamen, weiß, und sein Geschmack war wie Honigkuchen.“
Wachteln kamen schließlich ebenfalls auf den Speiseplan (2. Mose 16,13). Und die Kleidung? In 5. Mose 29,5 sagt Gott zu Israel: „Vierzig Jahre habe Ich euch durch die Wüste geführt; eure Kleider sind nicht verschlissen, und eure Schuhe sind euch nicht zerrissen.“
Und was ist mit Unterkunft? „Ich ließ die Kinder Israels in Hütten wohnen, als Ich sie aus Ägypten herausführte“, steht in 3. Mose 23,43. Über das Manna erfahren wir viele Details, über Kleidung und Hütten kaum etwas – und doch wurde gerade dieses Wohnen in Hütten zur Grundlage für das Laubhüttenfest, Sukkot.
Neben diesen praktischen Dingen gab Gott uns ständige Erinnerungen an seine Fürsorge: Die Wolkensäule am Tag und die Feuersäule bei Nacht zeigten seine ständige Gegenwart. Und Er ließ mitten unter seinem Volk eine heilige Stätte errichten – die Stiftshütte, wo Er in besonderer Weise wohnte und wo Versöhnung durch Opfer möglich war. Ja, wir waren vierzig Jahre unterwegs — aber wir waren niemals allein.
Sukkot erinnert uns bis heute an Gottes Nähe und ermöglicht es uns, uns seiner Versorgung zu freuen: „Sieben Tage sollt ihr in Hütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Hütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, dass Ich die Kinder Israels in Hütten habe wohnen lassen, als Ich sie aus Ägyptenland führte. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (3. Mose 23,42–43)
Sukkot zur Zeit Jesu
Im ersten Jahrhundert war Sukkot eines der zentralsten Feste Israels – noch bedeutender, als es heute oft wahrgenommen wird. In unserer Zeit stehen meist Pessach oder Chanukka stärker im Vordergrund. Doch damals nannte man Sukkot schlicht „das Fest“ – ohne weiteren Zusatz, denn jeder wusste, welches gemeint war. Und natürlich stand damals noch der Tempel in Jerusalem. Er war das Herzstück der Sukkot-Feierlichkeiten. Das ganze Fest war „ein einwöchiger Komplex von Ritualen, einschließlich Prozessionen, Wasseropfern, Opfern und nächtlichem Fröhlichsein.“²
Jahrhunderte zuvor hatte König Salomo genau während des Laubhüttenfestes den ersten Tempel eingeweiht. Als das Volk feierte, erfüllte Gottes Schechinah — seine sichtbare Gegenwart und Herrlichkeit — den Tempel. So wie Er es in der Wüste getan hatte, zeigte Gott seine Güte und Barmherzigkeit, indem Er wieder unter Seinem Volk wohnte. Doch in der Zeit Jesu, im ersten Jahrhundert, war vieles anders geworden. Оbwohl die Bundeslade gefangen genommen worden war und die Herrlichkeit Gottes hatte den Tempel verlassen hatte (Hesekiel 10,15–19), blieb der Tempel dennoch der Mittelpunkt des Festes.
Zwei besondere Zeremonien — die heute in Abwesenheit des Tempels nicht mehr vollzogen werden — gehörten zum Sukkot des ersten Jahrhunderts.
Die Erleuchtung des Tempels
Nach der Mischna, einer Sammlung jüdischer Überlieferungen aus dem Jahr 200 n. Chr., die oft noch viel ältere Bräuche bewahrt, standen im Vorhof der Frauen vier gewaltige Leuchter – etwa 25 Meter hoch. Jeder Leuchter hatte vier Arme, und an jedem Arm befand sich eine große, goldene Schale. Junge Männer kletterten mit zehn-Gallonen-Krügen voll Öl hinauf, füllten die Schalen und entzündeten sie.
Stellt euch sechzehn wunderschöne Flammen vor, die von diesen enormen goldenen Leuchtern in den Himmel schlagen. Da der Tempel auf einem Hügel stand, war dieses herrliche Leuchten in der ganzen Stadt zu sehen. (Man denke an Jesu Worte in Matthäus 5,14: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.“)
Das Licht sollte das Volk daran erinnern, wie Gottes Schechinah-Herrlichkeit einst Seinen Tempel erfüllt hatte und die Hoffnung nähren, dass Seine Herrlichkeit eines Tages wiederkehren würde.
Das Licht der Welt
In diese Szene trat Jesus ein. Kurz bevor er dem Blinden begegnete, lehrte Jesus im Hof der Frauen, bald nach der Erleuchtungszeremonie. Vielleicht befand Er sich sogar direkt neben diesen riesigen Leuchtern, als Er erklärte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)
Licht war schon immer ein Zeichen von Gottes Offenbarung und seiner Gegenwart. Vom brennenden Dornbusch, den Mose sah, über die Feuersäule, der die Israeliten in der Wüste folgten, bis hin zur sichtbaren Schechinah-Herrlichkeit im Tempel — die Gegenwart des Lichts wurde lange mit der Gegenwart Gottes gleichgesetzt. Kein Wunder also, dass Licht auch mit dem Messias verbunden wurde:
„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen. Du vermehrst den Jubel, Du machst die Freude groß. Sie freuen sich vor Dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jauchzt beim Verteilen der Beute.“ (Jesaja 9,1–2)
Hier verbinden sich zwei Themen, die untrennbar zu Sukkot gehören: Licht und Freude – Zeichen der Gegenwart Gottes und der Freude, die aus dieser Gegenwart erwächst. Als Jesus im Tempel diese Worte sprach, beanspruchte Er, selbst die Gegenwart Gottes zu sein – die Herrlichkeit, die zurückgekehrt war. Viele der Zuhörer mussten sich gefragt haben: Könnte das wirklich Der sein, auf Den wir gewartet haben?
Einige Tage nachdem Jesus diese erstaunlichen Worte im Hof der Frauen gesprochen hatte, schenkte Er einem Blinden das Augenlicht. Früher in Seinem Dienst hatte Jesus bereits die Worte aus Jesaja 61 auf sich bezogen:
„Der Geist des Herrn ist auf Mir, weil Er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen...“ (Lukas 4,18)
Die Wasserzeremonie
Eine weitere Zeremonie, die damals an jedem Tag der siebentägigen Feier stattfand, war die Wasserzeremonie. Dabei schöpften die Priester Wasser aus dem Teich Schiloach in einen goldenen Krug und zogen in einer feierlichen Prozession zum Tempel, während die Menge die Worte aus Jesaja 12,3 rezitierte:
„Mit Freuden werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“³ Wieder fällt auf: Wasser und Freude stehen Seite an Seite. Gottes Gegenwart und seine Versorgung – hier durch das Wasser symbolisiert – sind erneut Anlass zur Freude.
Dann gossen die Priester das Wasser zusammen mit Wein auf dem Altar aus. Diese Handlung war ein Gebet dafür, dass Gott weiterhin Regen schenken würde – eine lebenswichtige Notwendigkeit in einer agrarischen Gesellschaft. Eine Beschreibung aus jener Zeit berichtet:„Danach versammelten sich jede Nacht im äußeren Tempelhof Zehntausende von Zuschauern, um das Simchat Beit HaSchoeivah – das ‚Freudenfest am Ort des Wasserschöpfens‘ – mitzuerleben. Die Frömmsten unter dem Volk tanzten und sangen Loblieder für Gott. Sie trugen brennende Fackeln in den Händen, und die Leviten begleiteten sie mit Harfen, Leiern, Zimbeln und Trompeten.“4
Man könnte den Namen dieser Zeremonie vielleicht am besten so umschreiben: „Das Freudenfest beim Wasserschöpfen“ – es war wirklich ein Ereignis voller Jubel und Lebensfreude. Der Talmud bemerkt dazu: „Wer das Freudenfest am Ort des Wasserschöpfens nicht gesehen hat, hat nie wahre Freude erlebt.“ Sogar Jonglierkunst gehörte zum Ritual! „Rabbi Simon ben Gamaliel jonglierte acht brennende Fackeln und stand dabei auf den Händen – eine Kunst, die niemand sonst beherrschte. Andere jonglierten mit acht Messern, acht Weingläsern oder acht Eiern – vor den Augen der Führer und Würdenträger.“5
Lebendiges Wasser
In Johannes 7,37–39 lesen wir:
„An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu Mir und trinke! Wer an Mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte Er von dem Geist, Den die empfangen sollten, die an Ihn glaubten..."
Der letzte Tag des Festes war der „größte“. Die Zeremonien der ganzen Woche hatten ihren Höhepunkt erreicht, und die Menge hatte bereits sieben Tage lang die Wasserzeremonie gesehen, Jesaja 12,3 rezitiert und für Regen gebetet. Wasser war allen im Sinn, als Jesus diese Worte ausrief.
Was darauf folgte, war – eine Auseinandersetzung! Wer ist dieser Mann, der auffordert, an ihn zu glauben, und „lebendiges Wasser“ anbietet? So berichtet Johannes weiter:
„Einige nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Andere aber sagten: Der Christus kommt doch nicht aus Galiläa? Hat nicht die Schrift gesagt: Aus der Nachkommenschaft Davids und aus Bethlehem, dem Dorf, wo David war, kommt der Christus?" (Johannes 7,40–43)
Der „Prophet“ war eine Gestalt, von der in 5. Mose 18,15 die Rede ist – ein messianischer Prophet, der am Ende der Zeiten erwartet wurde. Andere hörten in Jesu Worten deutlich messianische Anklänge und stritten darüber, ob er wirklich der Messias sei. Offenbar blieb niemand neutral – man war entweder für ihn oder gegen ihn. Und wie dieser Abschnitt zeigt, beriefen sich die Menschen auf die Schrift, um über den Messias zu diskutieren.
Schlussfolgerung
Es gibt verschiedene Arten von Durst – und verschiedene Arten von Blindheit. Es gibt den körperlichen Durst, der nach Wasser verlangt, und die körperliche Blindheit, die nach Licht verlangt. Aber es gibt auch einen anderen Durst – eine andere Blindheit – die nur geistlich geheilt werden kann.
In Johannes 4,13–14 sprach Jesus mit einer Samariterin. Samaritaner und Juden standen sich oft feindlich gegenüber, unter anderem wegen der Frage, ob der rechte Ort der Anbetung der Berg Garizim oder der Berg Zion sei. Diese Frau war gekommen, um Wasser zu schöpfen, und im Laufe des Gesprächs sagte Jesus zu ihr:
„Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“
Was Jesus den jüdischen Menschen an Sukkot verkündete, sagte Er auch im stillen Gespräch zu einer Frau in Samaria.
Und was das Licht betrifft: Jesus heilte den Blindgeborenen genau zu der Zeit, als das Licht des Tempels die ganze Stadt erhellte.
Doch die religiöse Führung in Judäa weigerte sich, an das Sukkot-Wunder zu glauben:
"Sie riefen nun zum zweiten Mal den Mann, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: „Gib Gott die Ehre!“ (das heißt: „Sag die Wahrheit!“) „Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.“ Er antwortete: „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eins weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe.“ Und sie sprachen wieder zu ihm: „Was hat er mit dir getan? Wie hat er dir die Augen geöffnet?“ Er antwortete ihnen: „Ich habe es euch schon gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es wieder hören? Wollt ihr etwa auch seine Jünger werden?“ Sie schmähten ihn und sprachen: „Du bist sein Jünger! Wir aber sind Jünger des Mose. Wir wissen, dass Gott zu Mose geredet hat; aber von diesem Menschen wissen wir nicht, woher er ist.“ Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: „Hierbei ist es doch erstaunlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat ⟨doch⟩ meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.
Von Anbegin hat man nicht gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet habe. Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte er nichts tun.“ Sie antworteten und sprachen zu ihm: „Du bist ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns?" Und sie warfen ihn hinaus.“ (Johannes 9,24–34)
Was die religiösen Führer nicht erkannten, fand ein blinder Bettler: Für ihn wurde die Freude des Laubhüttenfestes zu einer ganz persönlichen Realität, denn er war in der Gegenwart des „Lichts der Welt“.
Zu den religiösen Führern aber sprach Jesus über geistliche Blindheit:
Einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten dies und sprachen zu Ihm: „Sind denn auch wir blind?“ Jesus sprach zu ihnen: „Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Schuld. Nun aber sagt ihr: ‚Wir sehen‘ – bleibt eure Schuld bestehen.“ (Johannes 9,40–41)
Sukkot – letztlich in der Zukunft erfüllt
Sukkot erinnert uns an Gottes Versorgung in der Vergangenheit; es spricht zu uns über seine gegenwärtige Versorgung durch das lebendige Wasser und das Licht in Jesus; und es gibt uns zugleich einen Blick in die Zukunft, wenn Gottes Verheißung an Abraham (1. Mose 12,1–3) erfüllt sein wird – dass alle Völker der Erde durch Israel, das von ihm erwählte Volk, gesegnet werden.
Im Buch des Propheten Sacharja finden wir einen Hinweis auf diese kommende Zeit: „Alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, die werden Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.“ (Sacharja 14,16)
Im Neuen Testament gibt es eine bemerkenswerte Begebenheit, die sich möglicherweise auf diese Prophetie bezieht:
„Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und Jakobus und Johannes, Seinen Bruder, mit und führt sie abseits auf einen hohen Berg. Und Er wurde vor ihnen umgestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, Seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht; und siehe, Mose und Elia erschienen ihnen und unterredeten sich mit Ihm. Petrus aber begann und sprach zu Jesus: ‚Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten machen, Dir eine und Mose eine und Elia eine.‘ Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme ⟨kam⟩ aus der Wolke, welche sprach: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen gefunden habe. Ihn hört!‘ Und als die Jünger es hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Und Jesus trat herbei, rührte sie an und sprach: ‚Steht auf, fürchtet euch nicht!‘ Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Ihn, Jesus, allein..“ (Matthäus 17,1–8)
Das Wort, das Petrus hier für „Hütten“ gebraucht, lautet im Griechischen dasselbe wie „Laubhütten“ oder „Zelte“. Einige meinen, Petrus habe nur aus Furcht unbedacht geredet. Doch als er diese herrliche Szene voller göttlichen Schechinah-Lichts sah, mag er gedacht haben: „Das ist es! Jetzt ist die Zeit gekommen – Gottes Reich ist da! Jetzt feiern wir Sukkot!“ Vielleicht hatte er die Worte aus Sacharja 14 im Sinn. Wir wissen nicht genau, was Petrus in diesem Moment dachte, und drei einzelne Hütten für Mose, Elia und Jesus entsprächen natürlich nicht der üblichen Sukkot-Feier. Aber die Szene ist voller messianischer Erwartung, und Petrus könnte tatsächlich „die Verbindung hergestellt“ haben und geglaubt haben, dass nun das endgültige Sukkot angebrochen sei. Doch die sichtbare Schechinah verschwand, ebenso wie Mose und Elia, und die Jünger erkannten: Das war nicht das endgültige Kommen von Gottes Reich – sondern nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.
„Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“
Was also ist die Botschaft von Sukkot für die Zukunft? Dieselbe göttliche Gegenwart und Fürsorge, die Israel in der Vergangenheit begleitete und die in Jesus ihre Erfüllung fand, bleibt unsere Hoffnung auf die endgültige Vollendung. Denn das geistliche Wasser, das unseren Durst stillt, und das göttliche Licht, das unseren Weg erhellt, sind heute nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Paulus schreibt: „wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ (1. Korinther 13,12)
Es wird mehr kommen — und in der Zwischenzeit stehen Gottes Wasser und Sein Licht denen frei zur Verfügung, die sich entscheiden, Jesus nachzufolgen.